Donnerstag, 22. Oktober 2009

Plagiate in Hong Kong

Plagiate in Hong Kong, sie sind überall. Auf dem Ladiesmarket in Mong Kok zum Beispiel: Klammotten jeder Marke, Handtaschen, Uhren, Handys, iPods und Phones, Subnotebooks, Dildos, Schmuck ... Selbst wenn man auf der Suche nach einem bestimmten Produkt einer bestimmten Marke ist, der Verkäufer wird es auftreiben!
Man kann als Westler auch nicht durch Tsim Sha Tsui laufen ohne mindestens fünf mal copywatchcopyhandbag angeboten zu kriegen.
Besonders vor den berühmt berüchtigten Chungking Mansions, da tümmeln sie sich, die Plagiat-Anbieter. Und obwohl sie mit Sicherheit einen der beschissensten Jobs der Welt haben, sind sie sowas von motiviert. »Yeeeees Mies, Mies! Copy Watch?« »NO.« »Yeeees, Mies, Copy Handbag!« »NO!« »Yeees Miess, Chiep chiep.« »NO. Fuck off!« »Ooooooh Mies, you need tailored suit.« »If you ...«
Nun ja, trotz alledem kann ich leider nichts über die Qualität der Hong Konger Plagiate sagen, denn ich bin standhaft geblieben.

Mit einer anderen Form des Plagiats habe ich in der School of Design meine Bekanntschaft machen dürfen. Es war ein Erlebnis der etwas anderen Art.
Nicki und ich belegen hier den Kurs »Typography: Convention and Subversion«. Dieser Kurs ist in drei Projekte auftgeteilt, wovon das erste nun fast abgeschlossen ist.
Es ging dabei um (kantonesische) Gedicht-Installationen für Kowloon Park für den Event »Eyes on Hong Kong« der im November stattfinden wird. Unser Kurs, einige Kunststudenten, sowie einige lokale Designer und unser betreuender Professor sind an der Umsetzung beteiligt.

Die Gedichte wurden uns vorgestellt – und für uns übersetzt – und wir sollten innerhalb von einer Woche konzeptvorschläge vorbereiten, wie sich hinterher herausstellte als Übung.
Nicki und ich haben, in alter KISD-Manier, zusammen Ideen gesammelt und Konzepte ausgearbeitet und in der darauf folgenden Woche locker flockig präsentiert. Drei Gedichte, drei Konzepte.
In einem der drei Gedichte geht es um den Chinesisch-Japanischen Krieg und die Generation die diese Zeit miterlebt hat und zusammen mit den Erinnerungen nicht mehr da sein wird.
Zu diesem Gedicht haben wir uns überlegt, die chinesischen Zeichen mit Reverse Graffiti auf den Betonboden vor dem Heritage Center im Park aufzubringen. Die Idee war, dass die Schrift nach und nach, durch die Menschen die drüber laufen, verblasst.
Aber nach diesem Treffen wurden erst die Gruppen eingeteilt und wie es der Zufall wollte, wurden wir von unserem Professor einem jeweils anderen Gedicht zugeordnet.
Wir waren alle ganz fleißig und haben ewige kantonesische Projekttreffen über uns ergehen lassen. Letzte Woche wurden dann die Konzepte audgewählt die umgesetzt werden. Glück und Unglück zugleich –Bestätigung aber viel Arbeit – auch das meiner Gruppe.

Das Meeting am Sonntag habe ich geschwänzt, aber gestern fand ein Meeting mit den Bauunternehmern statt, die die Installationen für uns umsetzen. Und so kam es, dass ich ganz unverhofft mitbekam, wie unser Professor den Firmen kurz und knapp sein Konzept vorstellte. Natürlich war alles auf kantonesisch, aber mein classmate Kevin war so lieb mir eine knappe Zusammenfassung zu geben:
»He is doing the poem about the war and the memories about history, you know ... and he wants to apply the characters to the ground, see the stencil he made ... and uhm yeah, he wants the type to slowly fade away, through the pedestrians walking over the characters. and uhm most importantly, he does not want to use spray paint, but something that is very ecofriendly and decomposable.«
Während die beiden Mädels neben mir schon auf Kantonesisch tuschelten: »Niki ...e ... Kasariena ... Rievas Graffiti ... « saß ich kichernd im Meeting, ich konnte es nicht fassen.
Ich habe mich immer noch nicht eingekriegt, es ist einfach zu komisch. Aber die Vorfreude auf November, die steigt von Tag zu Tag.

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